MausundBussard
... Geschichten aus dem Garten

Matsche...


Neblig war’s. Sehr neblig. Der Zwergenchef und sein Kumpel saßen im Gemeinschaftshaus und tranken Apfelsaft mit Wasser. Es war gegen Mittag. Aber das war irgendwie egal. Bei dem Nebel.


»Maaaaahhhn, ist das langweilig,« sagte der Zwergenchef. Seit gestern schon so ein Nebel. Dabei wollte ich doch mit den Kindern am Fluss angeln gehen. Ich hab ihnen schon zwei Angeln geschnitten. Aus dem Haselnussstrauch am Haus. Prima gerade Ruten.«


»Hmmm«, meinte der Kumpel des Zwergenchefs. Alle nannten ihn nur »den Kumpel vom Zwergenchef«, weil er so gut wie immer dort war, wo der Zwergenchef war. Das Gemaule hatte der Kumpel vom Zwergenchef sich schon seit gestern angehört.


»Du kannst doch auch im Nebel angeln..«

»Nä, das geht nicht. Nachher fallen die Kleinen ins Wasser und sind weg...« erwiderte der Zwergenchef. »Aber lass uns mal kucken gehen am Fluss.«


Und sie gingen kucken. Zu sehen gab es nichts. Es war ja neblig. Sehr neblig.

Zu hören gab es aber was. Da war etwas im Nebel. Etwas Großes. Für Zwergenverhältnisse sehr groß. Vorsichtig näherten sich die beiden. Zur Vorsicht hatte der Zwergenchef in sein Signalhorn geblasen. Eine praktische Sache das Zwergenchefhorn: Es macht ein Geräusch, das man eher merkt, als dass man es hört. Und schon wissen alle die etwas wissen sollen was sie wissen sollen.


So waren alle anderen Zwerge auf dem Wege zum Fluss als die beiden sich vorsichtig dem Ufer näherten. Da war etwas. Und da war jemand.


»Maaaan. 200 Kilo Tomaten. Die sind doch morgen Matsch. Die kann ich doch keinem mehr andrehen...« ein großer – für Zwergenaugen – sehr großer Mann stand am Ufer und schaute auf ein Schiff, wie der Zwergenchef und sein Kumpel nun sahen.

»Woran willst du drehen?« fragte der Zwergenchef.

»Drehen? Was sprichst du wirre? Verkaufen kann ich sie nicht mehr. Die Tomaten..« brummelte der – für Zwerge – sehr große Mann.

»Ach klar, die Tomaten..« sagte der Zwergenchef laut. Und leise zu seinem Kumpel.: »Was sind Tomaten? Und wer ist der Mann?«

»Weiß ich nicht, weiß ich nicht,« erwiderte der Kumpel vom Zwergenchef.

»Seit wann stotterst du?« wunderte sich der Zwergenchef.

»Du hast mich doch zwei Sachen gefragt....«

»Ooooh, Mann...« brummelte der Zwergenchef.

»Wer seid denn ihr Keinen? Wo kommt ihr denn her?« fragte der Mann.

»Zwerge. Von dahinten« antwortete der Kumpel vom Zwergenchef.

»Aha. Ich bin der Kapitän. Und ich hab mein Schiff im Nebel in den Ufermodder festgefahren und ich habe 200 Kilo Tomaten an Bord. Die sollte ich eigentlich in ein Dorf weiter oben am Fluss liefern. Aber da komme ich wegen des Nebels sicher nicht mehr an, bevor die Toamten matschig werden...« schwappte es aus dem Kapitän heraus.

Inzwischen begann sich der Nebel etwas zu lichten. Auch waren viele Dorfbewohner, die das Signalhorn vernommen hatten, inzwischen angekommen.

»Da sitzt du also in der Matsche und auf der Matsche«, schmunzelte der Zwergenchef.

»Jo«, meinte der Kapitän trocken.

»Na, denn...« der Zwergenchef wandte sich an seine Mitbewohner und rief: »holt mal alle großen Töpfe von zuhause und wir treffen uns beim Gemeinschaftshaus. Sagt dem Wirt, dass er alle Öfen anfeuern soll. Wir kochen Tomatenmatsche.«

»Und wer zahlt mir die Tomaten?« brauste der Kapitän auf, der kurz vergessen hatte, in welcher Patsche er steckte.

Der Zwergenchef schaute ihn ruhig an und zog die Augenbrauen leicht nach oben...

»Halber Preis...« versuchte es der Kapitän.

Immernoch schaute der Zwergenchef den Kapitän an. Ruhig. Mit den Augenbrauen nach oben gezogen.

»Ok. Die Tomaten bekommt ihr so. Aber wir sehen, wie wir ins Geschäft kommen«, seufzte der Kapitän. Er reichte dem Zwergenchef die Hand und dieser schlug ein. Die kleine kräftige Hand des Zwergenchefs ging fast unter in der großen Pranke des Kapitäns.

Sie hatten viel zu schleppen an den 200 Kilo Tomaten. Aber einige Zwerge hatten ihre Ziegenkarren mitgebracht und so war der Transport zügig erledigt.

»Soooo sehen die aus..« sagte der Zwergenchef als er im Lichte des Gemeinschaftshauses zum ersten Mal in seinem Leben eine Tomate in den Händn hielt. »Sooo riechen die. Lecker« meinte er.

»Alle Tomaten in die Töpfe, auf den Herd stellen und rühren« rief er seinen Mitbewohnern zu..

Sie kochten einige Stunden an »der Tomatenmatsche«, denn auch große Zwergentöpfe sind nicht sonderlich groß.

Gegen Abend war die Matsche fertig. Der Zwergenchef stieß in sein Horn und rief alle zum Abendessen ins Gemeinschaftshaus.

Es gab Brot von der Oma vom Ziegenhof und die Tomatenmatsche.

»Lecker deine Tomatenmatsche« sagte der Kapiän, der auch zuvor noch nie Tomatensoße gegessen hatte. Er kannte nur Tomatensalat. »Was hälst du davon, wenn ich euch nächstes Mal Nudeln zu der Soße mitbringe?«

»Nuuuudeln???«, fragte der Zwergenchef.